Kotschenreuther w Dniu Frankońskim.

Maßschneiderei für Lastwagen

Wallenfelsa

Wenn die Konstrukteure bei Kotschenreuther die Maus über ihre Schreibtische huschen lassen und die Ansicht eines Lastwagenanhängers auf dem
Bildschirm drehen und zoomen, ahnt man nicht, welche Maßarbeit hinter ihrer Planung steckt. Und welcher Einsatz und welche Präzision ein Stockwerk tiefer in
den Werkhallen nötig sind, um aus ihrem Konzept Wirklichkeit werden zu lassen.

Doch was sie da am Bildschirm zaubern und ihre Kollegen anschließend zusammenbauen, rollt schon bald über unsere Straßen.
Maßgeschneiderte Lösungen Von etwa 250 Einheiten pro Jahr spricht Geschäftsführer Bernd Schneide, als er auf die Produkte der Firma Kotschenreuther in Wallenfels eingeht. Der Sonderfahrzeugbauer, der etwas versteckt in der Nähe des Flößerhauses seinen Sitz hat, stellt heute maßgeschneiderte Lösungen für die Transportbranche her.

Sprich: Kotschenreuther sorgt dafür, dass die Motorwagen und Anhänger ganz nach Wunsch der Kunden aufgebaut und
genau angepasst an das zu transportierende Gut ausgestattet werden.

In den Anfängen (1952) hätte sich wohl niemand ausgemalt, dass sich die kleine, aberfeine Firma einen Namen als Spezialist über dieLandesgrenzen hinaus machen würde. Damals ging es mit dem Fahrzeugbau für den Holztransport los – was auch sonst in einer Flößerregion wie dem Oberen Rodachtal? „Mittlerweile machen wir das überhaupt nicht mehr“, stellt Schneide fest. Stattdessen sorgt die Firma Kotschenreuther dafür, dass Lastwagen Spezialaufbauten bekommen, egal ob in Form eines sogenannten Koffers oder als Schiebeplanen-Pritsche

Von Wallenfels ins ganze Land

Teilweise stammen die Kunden aus anderen Bundesländern odersogar aus Österreich. Wichtig sind den Verantwortlichen aber besonders die Partner vor Ort, für die sie oft im Einsatz sind. Für die Glasmacher von Heinz und Wiegand beispielsweise wurden gerade Dreiachsauflieger produziert, die ein automatisiertes Entladen ermöglichen.

„In ganz Europa gibt es nur eine Handvoll Firmen, die sich auf derartige Konstruktionen spezialisiert haben“,stellt der Geschäftsführer fest. Kein Wunder also, dass die Auftragsbücher prall gefüllt sind. „In diesem Jahr haben wir keine Kapazitäten mehr“, merkt Mitarbeiter Stefan Gohlke an.

Die Planungen für neue Aufträge laufen schon ins Jahr 2025 hinein. Die Jobs bei Kotschenreuther seien daher krisensicher, betont er. Und Schneide ergänzt mit
einem vielsagenden Lächeln: „Ein Transport nur mit Eisenbahn oder Drohnen – das wird nicht passieren.“

"Ausbildung plus" als Anreiz

Allerdings sei es auch für Kotschenreuther heutzutage kein Selbstläufer, auf einem umkämpften Arbeitsmarkt an neue Mitarbeiter und Auszubildende heranzukommen. Deswegen bemüht sich die Firma, die Mitarbeiter mit internen und externen Schulungen besser zu qualifizieren, und bietet Zusatzleistungen wie eine Erfolgsbeteiligung, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die Frankenwaldkarte und eine Bezahlung, die sich an den erworbenen Fähigkeiten orientiert.

Auszubildende bekommen eine weit übertarifliche Entlohnung, 30 Tage Urlaub und ab dem Ausbildungsjahr 2024 einen Motorroller gestellt sowie bei erfolgreichem Ausbildungsabschluss und Übernahme den Pkw-Führerschein bezahlt – Kotschenreuther nennt das Programm „Ausbildung plus“. Zum Erfolg gehört aber auch ein gutes Arbeitsklima. Beim Rundgang durchs Werk zeichnet sich das schnell ab. Es wird sehr offen miteinander gesprochen, aber immer wieder auch geflachst und gelacht. So auch bei Jürgen Schlee, als er am Rahmen eines Lkws die Schrauben festzurrt. „Jetzt wird’s laut“, warnt er den nichtsahnenden Reporter schmunzelnd. Doch schwuppdiwupp sind die Schrauben versenkt. Es mutet fast an wie bei einem Reifenwechsel in der Formel 1.

Mechatronik spielt eine wichtige Rolle

Geschickte Hände sind aber nicht nur bei den mechanischen Arbeiten nötig. Auch die Mechatronik spielt eine große Rolle in der Produktion. Nino Krüglein lässt
auf die Kabelstränge unter der Haube eines Lastwagens blicken, zeigt die Elektronik, die sich hinter dem Armaturenbrett versteckt, und spricht über die Technik in den Anhängern. Genau in solchen Momenten macht Gohlke den Reiz der Aufgabe für die Mitarbeiter aus. Es seien eben keine Lkws von der Stange, die bei Kotschenreuther entstehen. Als Mitarbeiter mache man nicht jeden Tag die gleichen Handgriffe. Alles, was gebaut werde, sei im Prinzip ein Unikat. „Und wenn man dann sieht, dass etwas auf der Straße an einem vorbeifährt, was man selbst mit aufgebaut hat, ist das schon toll“, findet er.

Bei allem Spaß an der Arbeit ist aber eines klar: Präzision und Qualität sind immer das Maß der Dinge. Schließlich fahren die Lastwagen später mit schwerer Ladung über die Straßen. Dann darf nichts passieren.