Kotschenreuther bringt Alternative zu Lang-LKW

Kotschenreuther Fahrzeugbau aus dem oberfränkischen Wallenfels steigt mit einem eigenen Konzept in den Markt der überlangen LKW-Züge ein. Die bisher gängigen Lang-LKW bestehen aus einem LKW mit Platz für 19 Europaletten bzw. 14 Industriepaletten, einem 2-Achs-Dolly und einem Eurosattel mit zwei oder drei Achsen und einem Ladevermögen von 33 Europaletten bzw. 26 Industriepaletten. Insgesamt lädt so ein Zug also 52 Europaletten oder 40 Industriepaletten. Da die Fahrzeugkombinationen durch den EU-Spurkreis laufen müssen, ist bei diesen Kombinationen eine aufwendige Lenkung des Dollys oder aber die Verlagerung der Dolly-Kupplung weit hinter das LKW-Heck nötig, damit der nachfolgende Sattel nicht über den inneren Spurkreis fährt. Damit sind die Unterhalts- und Wartungskosten bei diesen Einheiten deutlich höher als bei konventionellen Sattelzügen, zudem kosten die 6-8 erforderlichen Achsen bei diesen Kombinationen Nutzlast – ein solches Lang-LKW-Gespann kann maximal 19 bis 21 Tonnen laden.



Nachdem Kotschenreuther als ausgewiesener Jumbo-Tandemzug-Spezialist in den letzten Jahren einige Züge mit der weniger verbreiteten Sattelzug-Tandemanhänger-Kombination realisiert hat und hier mit dem Fahrverhalten der Fahrzeuge nicht wirklich zufrieden war, beschreitet man nun völlig neue Wege: „Die Anregung kam von der Spedition Elflein in Bamberg als wohl größter Betreiber von überlangen LKW in Deutschland. Die Nutzlast der bisher im Einsatz befindlichen LKW-Dolly-Sattel-Züge sowie Sattel-Tandem-Züge war viel zu gering für ein neues Projekt, und Elflein suchte gangbare neue Wege.“, so Wolfgang Kotschenreuther, der Technische Berater und Key-Account Manager von Kotschenreuther.

„Der fliegende Frankenwälder“

„Wir haben uns dann mal die Regelungen ganz genau angeschaut – offen gesagt auch unter der Prämisse, Sattel hier möglichst nicht einzusetzen, da wir hier als kleiner Nischenanbieter mit den Branchenriesen nicht mithalten können und wollen.“, kommentiert Bernd Schneide, der Geschäftsführer. Der Gliederzug stellte sich dann als das interessanteste Modell heraus.
In dieser Kombination dürfen beide Fahrzeuge, LKW und Anhänger, je nicht länger als 12 Meter sein.




Damit kommt man auf Ladelängen, die beim LKW Platz für 23 Europaletten bzw. 18 Industriepaletten und beim Anhänger 25 Europaletten oder 20 Industriepaletten erlauben.
Mit 48 Europaletten respektive 38 Industriepaletten liegt ein solcher Zug also von der Palettenanzahl 8 bzw. 5 % unter den Sattelkombinationen.
„Wir halten das geringere Ladevolumen angesichts der geringeren Wartungskosten sowie einer Nutzlast von bis zu 24 to und der deutlich besseren Fahrbarkeit für tragbar“, meint dazu Bernd Schneide. „Für Elflein konnten wir – mit Leichtbau und Alufelgen – eine Nutzlast von 24 to realisieren, was auch dem Anforderungsprofil entspricht. Dabei wiegt der Tandem 4.800kg, der Motorwagen 11.200 kg mit komplettem Aufbau.
Selbst mit Zusatzausstattung wie Werkzeugkästen, Reserverad oder unserem neuen Planenschnellöffnesystem Versus Penta Wave liegt die Nutzlast immer noch bei mindestens 23 to, und der Zug fährt sich nicht viel anders als ein Tandemzug – er hat auch nicht mehr Verschleißteile als dieser“ ergänzt Wolfgang Kotschenreuther.
Kotschenreuther sieht einen Markt von bis zu 25% aller Lang-LKW-Kombinationen für den vom Unternehmen mit einigem Lokalstolz so getauften „Fliegenden Frankenwälder“, zumal hier – im Gegensatz zu Kombinationen mit Sattel und 3 Meter Innenhöhe – auch die modernen seitlichen Öffnungssysteme, die ohne Mittelrungen und Einstecklatten auskommen, realisiert werden können. Die Kunden sparen so pro Abladestelle viel Zeit. Ein Megasattel erlaubt diese Systeme wegen seiner geringen Halshöhe gar nicht oder nur sehr eingeschränkt.
Darüber hinaus bietet ein solcher Tandemzug beim Anhänger die Möglichkeit, über 3.100mm Innenhöhe zu realisieren – auch dies geht mit einem Sattel nicht.




Kotschenreuther ist spezialisiert auf Volumen-Gliederzüge und automatisierte Be- und Entladesysteme für die Autoindustrie und hat sich vor allem Bedienfreundlichkeit und Verkürzung der Be- und Entladezeiten auf die Fahnen geschrieben, getreu dem Firmenmotto „schneller laden –leichter fahren“. In Zukunft möchte das Unternehmen jedes Jahr mindestens eine wichtige Neuentwicklung für Kunden und Fahrer anbieten, um diesem Motto gerecht zu werden.